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Die Rückkehr der Schwäne

Hamburgs gefiederte Wahrzeichen sind zurück auf der Alster

Der kalendarische Frühlingsanfang ist die eine Sache. Die alljährliche Rückkehr der Alsterschwäne aus ihrem Winterquartier die andere. Erst, wenn die historischen Wahrzeichen der Stadt die Ufer bevölkern, ist Hamburg voll im Frühling angekommen. Von Anfang Mai an gleiten die stolzen Tiere unter Aufsicht des städtischen Schwanenvaters wieder bis November durch Fleete und Kanäle – und kümmern sich in ihren Brutstätten um flauschigen Nachwuchs.

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Jetzt im Frühling kehren die Alsterschwäne zurück aus ihrem Winterquartier
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Die Alsterschwäne gehören zu Hamburg, wie der Hafen

Es flattert, schnattert und gurrt zwischen den vier blauen Booten. Rund 120 lange weiße Hälse recken sich vom Wasser aus der Sonne entgegen, das Licht bricht sich in den sanften Wellen, die Luft über Hamburgs Außenalster ist klar. Eine Szenerie wie bestellt für den ersten echten Frühlingstag des Jahres – denn auch, wenn der Kalender diesmal schneller war:Frühling ist in Hamburg traditionell erst dann, wenn die Alsterschwäne ihr Winterquartier im Eppendorfer Mühlenteich verlassen haben. Und dieser Tag ist heute. Nach mehr als vier Monaten in der Anlage mit dem frostsicheren Bassin geleiten Schwanenvater Olaf Nieß und seine Helfer die gefiederten Wahrzeichen der Stadt wieder zurück ins Freie.

„Bis heute gelten sie als Zeichen der Freiheit und wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Hansestadt.“ — Olaf Nieß, Schwanenvater

„Unser Schwanenwesen geht bis ins 11. Jahrhundert zurück“, erklärt Olaf Nieß, als wir ihn wenige Wochen zuvor in seinem Dienstgebäude besuchen. „Früher hatten nur Königs- und Fürstenhäuser Schwäne – Hamburg positionierte sich mit den Tieren also als diesen gleichberechtigt. Bis heute gelten sie als Zeichen der Freiheit und wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Hansestadt.“ Und das sogar international: Von Zeit zu Zeit werden einzelne Tiere als Staatsgeschenke an Städte im In- und Ausland überreicht. Hamburg hängt also an seinen Schwänen. Deshalb gibt es bereits seit 1674 das städtische Amt des Revierjagdmeisters, liebevoll Schwanenvater genannt. Es gilt als älteste Behörden-Planstelle Hamburgs. Olaf Nieß macht den Job in zweiter Generation, eigentlich ist er gelernter Kaufmann. Nach einer zweiten, sechseinhalbjährigen Berufsausbildung übernahm er die Stelle im Jahr 1996 von seinem Vater Harald.

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Wir sind unterwegs mit Schwanenvater Olaf Nieß
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Seelenruhig und entspannt lassen sich die Schwäne in einem kleinen blauen Boot transportieren

Etwa vier bis sechs Küken pro Schwanenpaar gibt es in jeder Saison

„Wir können ja mit meinem Einsatzboot zur Alster hinbutschern“, schlägt Olaf Nieß vor. Gemeinsam mit Diensthündin Caja schippern wir kurzerhand vorbei an schicken Villen, grüßenden Anwohnern und verlassenen Schwanen-Brutstätten, die als unscheinbare braune Häufchen optisch mit dem Gehölz der Uferböschung verschmelzen. Mit der Freilassung im Frühling kehren die monogamen Pärchen an ihre alten Nistplätze zurück, um sich an die Aufzucht ihrer Jungen zu machen. „Nach der Paarung laufen die hier überall rum, sammeln Äste ein und setzen ihre alten Nester wieder instand“, erklärt Schwanenvater Nieß. Etwa vier bis sechs Küken pro Schwanenpaar gibt es in jeder Saison. Und damit der Nachwuchs seine Eltern im Folgejahr nicht bei der nächsten Fortpflanzungsrunde stört, beziehen die Kleinen nach ihrem ersten Winter im Kuschelquartier zunächst das Junggesellenrevier vor dem Hamburger Rathaus. Dort finden sie ihre eigenen Partner fürs Schwanenleben und steuern mit etwas Glück schon im darauffolgenden Sommer selbst die Brutplätze an.

Bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt

Für Einheimische und Touristen sind die Schwäne rund um den Jungfernstieg das perfekte Postkartenmotiv. Worauf muss man beim Fotografieren achten? „Probleme gibt’s nur, wenn ein Schwan Junge hat und die dann wirklich massiv bedrängt werden. Oder wenn er am Tag schon zehnmal eine mit dem Paddel abgekriegt hat. Dann springt er vielleicht beim elften Mal auch ins Kanu und räumt da ein bisschen auf. Aber grundsätzlich sind die Schwäne absolut friedlich und machen überhaupt nix.“ Er sei selbst wohl der einzige Hamburger, der schon ernsthaft von einem Schwan verletzt worden sei, so Nieß. Einmal, vor zwanzig Jahren, als er bei minus 15 Grad zwei Tiere aus einem Wasserloch im Allermöher See befreien wollte. „Ich sah noch meine Brille fliegen, dann lag ich in kompletter Montur im Eiswasser und merkte die Flügelschläge auf dem Kopf. Das gab ‘ne ordentliche Platzwunde, aber die Schwäne hab’ ich mit rausgezogen.“

Das Hamburger Schwanen-Einmaleins

Welche Plätze können Sie zum Beobachten der Schwäne besonders empfehlen?

„Der Bereich am Rathausmarkt ist natürlich schon was Besonderes, weil die historische Bedeutung für die Stadt so naheliegt. Ansonsten gibt es auch im Bereich der Außenalster nette Ecken. In den Kanälen hat man als jemand von außerhalb aber kaum eine Chance, die Tiere zu finden.“

Ist es in Ordnung, die Hamburger Alsterschwäne zu füttern?

„Wenn jemand mit seinen Kindern beigeht und ein, zwei Scheiben Toast dabei hat, ist das völlig okay. Wenn aber Leute meinen, sie müssen kistenweise Fladenbrot ins Wasser werfen, dann ist das keine Fütterung mehr, sondern Umweltverschmutzung und formvollendeter Schwachsinn. Generell versorgen sich die Tiere wunderbar allein.“

Noch heute heißt es in Hamburg, die Beleidigung der Schwäne stehe unter Strafe. Was also blüht einem tatsächlich, wenn man mal ein bisschen zu doll schimpft?

„Bis ins 16. Jahrhundert reichten die Strafen bei Verstößen gegen die Schwanenordnung von drei Talern Strafe bis zu drei Tagen Gefängnis. Die Vollzugsmaßnahme aufgrund von Beleidigung haben wir heute nicht mehr. Das Gesetz ist zwar offiziell nicht außer Kraft gesetzt, aber es gibt da keine Verfolgung.“

"Die Leute haben die Tiere wirklich in ihr Herz geschlossen" — Olaf Nieß, Schwanenvater

Die Tiere halten sich selten an Dienstzeiten

Ob derartige Rettungsmanöver, Umweltverschmutzung oder Tierquälerei: Einmanndienststelle Olaf Nieß hat die Augen überall. „Glücklicherweise ist die Verbindung der Hamburgerinnen und Hamburger zu ihren Schwänen sehr, sehr eng. Die Leute haben die Tiere wirklich in ihr Herz geschlossen und benachrichtigen uns auch, wenn irgendwo was passiert.“ Über Funk steht der großgewachsene 50-Jährige mit dem Hamburger Schnack außerdem in ständigem Austausch mit der Wasserschutzpolizei. Doch auch wenn sich vordergründig alles um die Alsterschwäne dreht: Als Revierjagdmeister ist Olaf Nieß für das Wohlergehen aller Hamburger Wildtiere zuständig – seien es nun die Gänse auf der Autobahn, Hirsche im Freihafen, Seehunde in der Elbe oder Wildschweine im Stadtgebiet. Ein Vollzeitjob, wie er beschreibt, während wir samt Boot wieder in den Eppendorfer Mühlenteich einbiegen: „Das Privatleben ist schon deutlich eingeschränkt, weil sich die Tiere natürlich selten an Dienstzeiten halten. Und nach der Rettung fängt die eigentliche Versorgungsarbeit ja meist erst an.“

Mindestens zehn Jahre will Nieß noch im Amt bleiben, bevor es an die Suche nach einem Nachfolger geht. Dann wird sich zeigen, ob der einzigartige Titel wiederum in der Familie bleibt. Olaf Nieß‘ Sohn ist heute fünfzehn und am Job seines Papas nicht uninteressiert. „Natürlich würde ich mich freuen, wenn er in meine Fußstapfen tritt“, sagt der Schwanen- und Familienvater. „Aber er muss allein entscheiden, ob das sein Weg ist.“ Fürs Erste freut sich Hamburg nun auf ein weiteres Kapitel seines eigenen Schwanenmärchens – und behält seine Wahrzeichen gut im Blick. Bis Olaf Nieß sie im November wieder einfängt und samt Nachwuchs in ihr sicheres Winterquartier verschifft.

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Hamburger Schwanenwesen Hamburgs älteste Dienststelle

Das Hamburger Schwanenwesen – und damit das Amt des "Schwanenvaters" – ist Hamburgs älteste Planstelle. Erfahrt mehr über das vielfältige Aufgabengebiet des Revierjagdmeisters in Hamburg

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