Gängeviertel
Ein Freiraum für alle will das Gängeviertel in Hamburg sein. 2009 verhinderten 200 Künstler den Abriss des historischen Wohnquartiers. Heute steht das Viertel im Zeichen des kulturellen Austauschs.
Im Gängeviertel Hamburgs treffen Moderne und Vergangenheit aufeinander. Im Jahr 2009 drohte dem historischen Gebäudekomplex nach jahrlangem Verfall der Abriss. Die Besetzung der Häuser durch 200 Künstler verhinderte das Ende des Viertels. Seither hat sich das Gängeviertel als Raum in der Innenstadt für Neues etabliert.
Zuhause tausender Arbeiterfamilien
Das ursprüngliche Gängeviertel erstreckte sich vom Hamburger Hafen über die Neustadt bis in die Innenstadt. Das eng bebautet Wohnquartier bot tausenden Arbeiterfamilien ein Zuhause. Die dort vorherrschenden unhygienischen Bedienungen führten 1892 zum Ausbruch der Choleraepidemie in Hamburg. Die Stadt Hamburg zog ihre Konsequenzen und begann mit der Sanierung der heruntergekommenen Viertel. Große Teile des Gängeviertels wurden im Zuge dieser Maßnahmen abgerissen. Die Überreste wurden während des Zweiten Weltkriegs zerstört oder mussten dem Unilever-Hochhaus weichen. Einziges Überbleibsel: das Gängeviertel entlang des Bäckerbreitgangs und zwischen Caffamacherreihe, Valentinskamp und Speckstraße.
Das gallische Dorf
In unmittelbarer Nachbarschaft des Gängeviertels wurden in den letzten Jahrzehnten moderne Büro- und Wohntürme aufgezogen. Während die Umgebung in neuem Glanz erstrahlte, drohte dem Gängeviertel der Verfall. Im Jahr 2008 erhielt ein Investor den Kaufzuschlag für das historische Wohnquartier. Er plante den Umbau des Viertels, welcher mit dem Auszug der bisherigen Mieter und der Zerstörung der historischen Substanz einhergehen sollte. 200 Künstler reagierten mit der Besetzung des Viertels und konnten die Pläne verhindern. 2010 kaufte die Stadt das Gängeviertel vom Investor zurück.
Blick in die Zukunft
Das Gängeviertel hat sich in den letzten Jahren in eine öffentliche, soziokulturelle Fläche verwandelt. Über zehntausend Gäste haben das Viertel bisher besucht. Herzstück des historischen Komplexes ist die „Fabrique“. In regelmäßigen Abständen finden hier Konzerte, Ausstellungen und Partys statt. Die Schaffung sozialverträglichen Wohn- und Arbeitsraums ist noch nicht abgeschlossen. Das Gängeviertel unterliegt einem permanenten Wandel. Stets unter dem Motto: Die Stadt sind wir alle.