Lesung und Gespräch mit dem Autor und Literaturpreisträger Andrea Bajani (auf Italienisch und Deutsch), Moderation Dr. Francesca Bravi, die Schauspielerin Jule Nero liest Textpassagen auf Deutsch.
Kann man die eigenen Eltern verlassen, sich von der eigenen Herkunft vollständig befreien? Zehn Jahre nachdem sich ein Sohn vom patriarchalischen Elternhaus losgesagt hat, kann er endlich zurückblicken. Seitdem hat er seine Telefonnummer gewechselt, die Stadt verlassen, eine unüberwindbare Mauer errichtet, um der schmerzhaften Familiengeschichte zu entkommen. Mit unerbittlicher Präzision erzählt er von seinen Eltern, zeichnet das ergreifende Porträt seiner Mutter, die ihr eigenes Leben aufgegeben hat, um den Ansprüchen des tyrannischen Vaters gerecht zu werden. Stückweise nähert sich der Sohn der Frau an, deren Persönlichkeit hinter ihren Rollen als Ehefrau, Hausfrau und sorgender Mutter verschwindet. Was für eine Frau war sie vor der Ehe mit dem dominanten Vater, von dessen beherrschendem Bild sie sich nur schwer ablösen lässt?
Andrea Bajani, 1975 in Rom geboren, wuchs im Piemont auf. Bis heute schreibt der Schriftsteller und Journalist regelmäßig Essays und Artikel, u.a. für La Stampa und La Repubblica. Bereits seine dritte Veröffentlichung, der Roman „Mit herzlichen Grüßen“, 2010 auf Deutsch erschienen, war ein enormer Erfolg. Für „Lorenzos Reise“ wurde Bajani mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Premio Mondello. Für seinen Roman „L’anniversario“ wurde er 2025 mit dem renommierten Literaturpreis „Premio Strega“ ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Lektor im Turiner Verlag Bollati Boringhieri, außerdem gibt er regelmäßig Kurse in Creative Writing – augenblicklich an der Rice University in Houston, Texas, wo er auch lebt.