„Der Pelikan“ ist das Buch über das Leben von Lina Richter: Bürgertochter, Pädagogin, Frauenrechtlerin, politische Beraterin, Mutter. Richter engagiert sich in der Vereinigung für Frauenstimmrecht. Im 1. Weltkrieg wechselt sie in die Politik, begründet die Schule Schloss Salem mit. Ihre linksliberalen politischen Ansichten und die jüdischen Wurzeln sind den Nazis ein Dorn im Auge. 800 Briefe lässt Lina Richter zurück, die in diesem Buch erstmals ausgewertet und zur Biografie verarbeitet werden.
Lina Richter dürfte nur wenigen bekannt sein. Möglicherweise ändert sich das. Nun, ein wenig zumindest. Denn ihre Enkelin Angela Hartwig hat ein Buch über sie geschrieben. Da die Großmutter der Autorin laut Untertitel als Reformpädagogin, Politikberaterin und Frauenrechtlerin aktiv war, verspricht die Lektüre recht interessant zu werden. Von Vorteil ist zudem, dass Hartwig nicht nur Zugang zu öffentlichen Archiven hatte, sondern auch zu privat aufbewahrten Schriftstücken der Familien – wie etwa nicht weniger als 800 „in einem alten Schrank“ entdeckten Briefen. Die zahlreichen und oft ausführlichen Auszüge aus den Schreiben von und an Richter werden in der Regel unkommentiert wiedergegeben und reihen sich gelegentlich sogar über längere Strecken ohne Unterbrechung aneinander. Denn die Autorin möchte „über die zitierten Briefe die Akteurinnen und Akteure in Dialog miteinander treten lassen“. Im Text selbst wird oft nur kurz angegeben, wer ein zitiertes Schreiben verfasst hat. Über Näheres, also an wen es sich richtete, wann es geschrieben wurde und wo es sich heute befindet, informieren Endnoten. Neben schriftlichen Quellen zieht Hartwig gelegentlich auch mündliche Familien-Überlieferungen heran.