Wie haben KZ-Häftlinge den Lageralltag, sich selbst und ihre Mithäftlinge, Erfahrungen von Zwangsarbeit, Gewalt, Tod auf Papier festgehalten? An wen richteten sich diese Zeichnungen, wen sprechen sie heute an? Was bedeutet es, die eigenen Geschichten von Gewalterfahrungen und Leid oder die anderer zu zeigen und sie auf Papier zu bringen?
Die visuellen Selbstzeugnisse aus den Konzentrationslagern Ravensbrück und Neuengamme sind bisher noch wenig erforscht. Christiane Heß stellt ihre Studie vor, in der sie die Bedingungen der Bildproduktion, die Handlungsmöglichkeiten der Zeichner*innen sowie die Verbreitung der Bilder nach 1945 untersucht – immer mit Blick auf die soziale Dimension.
Im Gespräch mit der Hamburger Comic-Künstlerin und Autorin Birgit Weyhe geht es dann um das Zeichnen und Zeigen von Gewalterfahrungen. Dabei wird auch die Frage gestellt, wie wichtig eine Vermittlungsarbeit ist, die sich kritisch mit dem visuellen Vokabular auseinandersetzt – auch aus historischer Perspektive.
Moderation: Simon Klingler (Museum für Kunst und Gewerbe)
Christiane Heß, Dr. phil., seit 2021 Mitarbeiterin der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte im Bereich Bildung und Vermittlung.
Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Hamburger Universität und in Spanien (Salamanca). 2017 Promotion an der Universität Bielefeld. Die daraus entstandene, 2024 erschienene Publikation „Eingezeichnet. Zeichnungen und Zeitzeugenschaft aus Neuengamme und Ravensbrück“ erhielt den Herbert-Steiner-Preis des Dokumentationsarchivs Österreichischer Widerstand und der International Conference of Labour and Social History (ITH). Von 2018-2021 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem Projekt: Material-Beziehung-Geschlecht. Artefakte aus den KZ Ravensbrück und Sachsenhausen und zuvor an der Leuphana Universität Lüneburg
Birgit Weyhe, 1969 in München geboren und in Ostafrika aufgewachsen, lebt als freie Autorin und Comiczeichnerin in Hamburg. Ihre Graphic Novels wurden international ausgezeichnet, u. a. mit dem Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung und dem Max-und-Moritz-Preis (Madgermanes). 2022 erhielt sie als erste Comiczeichnerin das Hamburger Lessing-Stipendium. Zu ihren jüngsten Büchern zählen Rude Girl und Schweigen (avant-verlag), eine Graphic Novel über den schwierigen Weg des Erinnerns im Kontext von Nationalsozialismus und argentinischer Militärdiktatur.
Die Veranstaltung findet statt als Kooperation der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen mit dem Freiraum im Museum für Kunst und Gewerbe und dem Buchladen Strips & Stories.
Kostenlos im Freiraum des MK&G.
Um eine Anmeldung über den Online-Veranstaltungskalender der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte wird gebeten.