Ausstellung
Am 6. Dezember 1941 wurden am Bahnhof von Bad Oldesloe Züge erwartet aus Hamburg, Kiel und Lübeck. Hier in Bad Oldesloe wurden diese Züge zusammengekoppelt. In diesen Zügen befanden sich 905 Norddeutsche Jüdinnen und Juden. Sie wurden über eine nicht mehr existierende Bahnstrecke deportiert, über Kastorf, Berkentin, Ratzeburg, Hagenow, Schwerin, Neubrandenburg bis Riga. 4 Tage dauerte ihre Fahrt bei eisigen Temperaturen. Aus Ahrensburg war Magnus Lehmann unter ihnen.
Deportation von 905 Norddeutschen Juden am 6. Dezember 1941 von Bad Oldesloe nach Riga
Die Deportierten kamen im 1. Zug aus:
Hamburg, Lüneburg, Lehrte, Lüchow, Winsen/ Luhe, Burgdorf, Sehnde, Celle, Uelzen, Burg und Schlieckau in Bad Oldesloe an.
Ein 2. Zug kam mit Deportierten aus Kiel, Flensburg, Elmshorn, Rendsburg und Ahrensburg in Bad Oldesloe an.
Ein 3. Zug kam mit Deportierten aus Lübeck, Bad Schwartau und Ratzeburg in Bad Oldesloe an.
In Bad Oldesloe wurden die 3 Züge zusammengekoppelt.
Der Deportationszug fuhr von Bad Oldesloe über Rethwisch, Treuholz, Klein Boden, Schürensöhlen, Ahrensfelde, Siebenbäumen, Kastorf, Kastorf Ost, Sierksrade, Klein Berkentin, Kulpin, Ratzeburg, weiter bis Hagenow Land. Dort weiter über Schwerin, Bad Kleinen, Bützow, Güstrow, Teterow, Stavenhagen, Neubrandenburg, Pasewalk, Stettin, Stargard (Pommern), Kreuz, Schneidemühl, Konitz, Stargard (Preußen), Dirschau, (hier mussten 27 Danziger Juden zusteigen) Marienburg, Eibling, Königsberg, Insterburg, Tilsit, Memel, Schaulen, Mitau, Riga Hauptbahnhof bis Riga Skirotova. Fußmarsch zum Lager Jungfernhof.
Die Rigaer Deportation.
Ursprünglich sollten Deportationen nach Minsk in Weißrussland durchgeführt werden. Aufgrund verschiedener Umstände wurde kurzfristig im Oktober 1941 entschieden, deutsche und österreichische Juden ins Ghetto nach Riga zu deportieren. Hier gab es keinerlei Aufnahmemöglichkeiten. Darauf ordnete der höhere SS und Polizeiführer Ostland, Friedrich Jeckeln die Räumung des Rigaer Ghettos an. Am 30. November 1941 (dem Rigaer Blutsonntag) und am 8./9. Dezember 1941 wurden im Wald von Rumbula durch SS und lettischen Hilfswilligen 26 500 lettische Juden ermordet.
Das führte dazu, dass die ersten Transporte aus Norddeutschland, Nürnberg, Stuttgart und Wien nach dem Staatsgut Jungfernhof gebracht werden mussten.
Erst mit der Ankunft des Transports aus Köln wurden deutsche Juden ins Ghetto in Riga gebracht, wo sie noch blutige Überreste der unmittelbar vorher beendeten Räumung vorfanden.
Es folgten im Dezember weitere Transporte aus Kassel, Düsseldorf, Münster/Bielfeld und Hannover. Die Wohnungen im Ghetto reichten für die vielen Menschen nicht, so dass in den Wohnungen eine qualvolle Enge herrschte. Von Januar bis Februar 1942 kamen noch weitere Transporte aus Theresienstadt, drei aus Berlin, zwei aus Wien und je ein Transport aus Leipzig und Dortmund dazu.
Vom November 1941 bis zum Winter 1942 wurden aus dem Gebiet des damaligen Deutschen Reiches in 33 Transporten mehr als 25 000 Juden, Männer, Frauen, Kinder – im Verlauf der Nationalsozialistischen „Endlösung der Judenfrage“ dem Tarnbegriff für den Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas- in den baltischen Raum, in erster Linie nach Riga deportiert. Mit der Annäherung der Front 1944 begannen SS und Polizei mit der systematischen Rückführung der in den baltischen Staaten noch lebenden jüdischen Häftlinge nach Westen. Über Libau wurden sie ins KZ Stutthof bei Danzig und weiteren Lagern der Umgebung untergebracht. Die weitere Rückführung erfolgte 1945 großen teils in Fußmärschen, bis die Rote Armee sie befreite. Ein Teil gelangte mit dem Schiff nach Westen.
Auszug aus dem Vortrag von Professor Dr. Wolfgang Scheffler anlässlich der Veranstaltung des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge im Berliner Rathaus am 23. Mai 2000 zur Gründung des Riga-Komitees.
Veranstalter: Runder Tisch für Zivilcourage und Menschenrechte, Omas gegen rechts