von Saskia Fischer
Das Großstadtrevier ist eine Kultserie unter den deutschen Fernsehserien. 1984 von der Legende unter den Krimi-Regisseuren, Jürgen Roland, erfunden und seitdem von Studio Hamburg produziert, erzählt sie seit 538 Episoden in nunmehr 39 Staffeln von kleinen Fischen und großen Haien, vom Alltag einer Revierwache auf St. Pauli. Die Davidwache, direkt neben dem Theater, war dabei immer ihr heimliches Vorbild.
Jetzt kommen die aktuelle Kommissariatsleiterin Frau Küppers und ihr Team auf die Bühne des St. Pauli Theaters, aber nicht, um einfach nur eine weitere Episode aus dem „Großstadtrevier“ zu erzählen: Frühmorgens irgendwo in Hamburg. Das Serien-Ensemble trifft sich vor Drehbeginn zum Fototermin. Doch die Tür des Maskenmobils klemmt – und plötzlich sind alle eingeschlossen. Während draußen ein hartnäckiger Fan „Jans Rückkehr“ fordert – und damit noch einmal an das berühmteste Ensemblemitglied erinnert – mit der Drohung, sonst gebe es keinen Kuchen und auch kein Entkommen, beginnt drinnen ein absurder, komischer und melancholischer Reigen über frühere Kollegen, alte Helden, über Serienmechanik, Drehalltag, Quotendruck, Textangst, Fans, Freundschaft – und das große Drama hinter dem kleinen Fernsehbild.
Saskia Fischer (Frau Küppers) hat eine Vorlage geschrieben, die gekonnt zwischen Comedy, Kammerspiel und Krimi changiert, mit einem Schuss Meuterei. Und dabei beiläufig an berühmte Vorbilder erinnert, etwa an den Polizisten Seargent O’Hara in „Arsen und Spitzenhäubchen“, der entlassen wird, weil er auf der Wache Stücke schreibt, statt auf Streife zu gehen. Oder noch viel näher dran: Der „Udel“ Julius Schölermann von der Davidwache, der dort u.a. das Volksstück „Thetje mit de Utsichten“ verfasste, das auf der Bühne des St. Pauli Theaters ein Hit wurde. In dieser Tradition nun Saskia Fischer, die ja gar keine „echte“ Polizistin ist. Auf den Proben hat das Ensemble, das sich auf der Bühne selbst spielt und die eigene Person am besten kennt, den Text dann vervollständigt. Und so kommt das Publikum in den Genuss, seine vertrauten Heldinnen und Helden live, einmal völlig anders, nämlich ganz persönlich und damit von einer ganz neuen Seite zu sehen.
U.W.