Seit der Wiedervereinigung sind die Mitgliedszahlen deutscher Parteien enorm gesunken: Waren damals gut 2,4 Millionen Deutsche Mitglied von CDU, CSU, SPD, Grünen, FDP und Linken (bzw. PDS) sind inzwischen nur mehr etwa die Hälfte Mitglied dieser Parteien und der AfD. Zwar gab es 2024 zwischenzeitlich eine gegenläufige Bewegung, doch die Tendenz bleibt eindeutig: Immer weniger Menschen binden sich an Parteien. Die Kategorie „Volksparteien“ erscheint immer weniger passend.
Im Artikel 21 des Grundgesetzes heißt es aber: „Die Parteien wirken an der politischen Willensbildung des Volkes mit“. Nur: wenn immer weniger Menschen Mitglied in politischen Parteien sind und sich noch weniger Menschen aktiv dort einbringen, wie steht es dann um diese wichtige Aufgabe?
Woher kommt der Rückgang? Warum gibt es immer weniger Bürger*innen, die etwas in und mit Parteien bewegen wollen? Und wer ist denn noch die sogenannte „Basis“ der Parteien?
Diesen Fragen hat sich der Regisseur Jan-Christoph Schultchen gewidmet. In seinem Dokumentarfilm „UNTEN – Im Ortsverein“ begleitet er dafür exemplarisch einen SPD-Ortsverein in Hamburg-Bergedorf. Es geht um die Großen wie die kleinen Themen: Um Weihnachtsfeiern, Jubilarsehrungen und um Bundespolitik.
Das Statut der SPD sagt zu Ortsvereinen, zu den Unterbezirken und Bezirken: „In dieser Gliederung vollzieht sich die politische Willensbildung der Partei von unten nach oben“. Doch wie geht es den Menschen an der Basis, „unten“?
Der Regisseur selbst glaubte: Im Ortsverein trifft man Menschen, die wissen, wie man „etwas bewegt und anpackt“. Was er jedoch fand: starre Rituale, vorgegebene Meinungen, Geschäftsordnungen und Satzungen mit Redelisten und Ladungsfristen. Aber auch: Menschen die sich einsetzen und engagieren, junge wie alte für die großen wie die kleinen
Themen. Zwischen Zebrastreifen und globaler Sicherheitspolitik blieb kaum ein Thema undiskutiert. Die Mitglieder mischen sich ein. Sie kleben Plakate und verbringen viel Freizeit mit Kommunalpolitik ohne Lohn und Dank. Ganz im Gegenteil: An ihren Infoständen und im „Netz“ schlagen ihnen Undankbarkeit und wüste Unterstellungen entgegen.
Bleibt die Frage: Was bewegt diese Menschen zu ihrem Engagement für die Gesellschaft, trotz des Gegenwindes? Was lernen wir daraus über demokratische Parteien und wie sie sich verändern müssen, um wieder attraktiver zu werden? Letztlich: wie schaffen wir wieder mehr Demokratie?
Für freuen uns sehr, Sie zur Premiere des Filmes einzuladen und die Themen im Anschluss zu diskutieren mit u.a.: Jan-Christoph Schultchen (Regisseur), Melanie Leonhard (Co-Vorsitzende der SPD Hamburg und Wirtschaftssenatorin), Lenka Alzbeta Brodbeck (Bündnis 90/Die Grünen Bezirksfraktion Hamburg-Bergedorf) und Julia Reuschenbach (Politikwissenschaftlerin).
Moderation: Christine Strotmann (Friedrich-Ebert-Stiftung).
Organisatorische Hinweise:
- Die Teilnahme ist kostenfrei.
- Eine Anmeldung über den "Anmelden"-Button auf unserer Webseite unter www.fes.de/lnk/premiereunten ist erforderlich. Bei erfolgreicher Anmeldung senden wir eine Anmeldebestätigung.
- Der Veranstaltungsort ist barrierefrei.
Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung der Freien und Hansestadt Hamburg