Andrea Stadel (S), Juliane Sandberger (A), Tobias Hunger (T) und N.N. (B)
Am Samstag, den 15. November um 19.30 Uhr, wird der Lübecker Bach-Chor unter der Leitung von
Kirchenmusiker Eckhard Bürger die „Petite Messe Solennelle“ von Gioacchino Rossini aufführen.
Dieses Werk des äußerst erfolgreichen Opernkomponisten entstand 1863, Rossini war 71 Jahre alt. Der Titel deutet auf die
ausführliche Vertonung des Mess-Ordinariums hin: Kyrie – Gloria – Credo – Sanctus – Benedictus – Agnus Dei, ein „Preludio
religioso“ und „O salutais“ fügte Rossini ein. Mit einem Augenzwinkern erläutert er das Wort „Petite“: „Lieber Gott. Hier ist sie,
die arme kleine Messe … Ein bisschen Können, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies.“,
so schreibt er am Ende des „Agnus Dei“ in einer Art ironischer Widmung. Der eher leichtfüßige musikalische Stil ist in Anbetracht
des ehrwürdigen Text bisweilen kritisiert worden, aber Rossini war in der Leichtigkeit auf seine Weise ernsthaft: „Es war ihm Ernst,
aber sein Ernst war eben Heiterkeit aus einem durch und durch liebenswürdigem Gemüt“, führt im Jahre 1872 A. W. Ambros aus.
Papst Pius X. kritisierte später eine Profanisierung der Kirchenmusik. Rossini schrieb die Messe im Auftrag seines adeligen Freundes
Michel-Frédéric Pillet-Will (1805–1871) zur Einweihung einer privaten Kapelle. Die originale Besetzung für 4 Singstimmen sowie 2
Klaviere und Harmonium erklärt sich aus diesem Anlass, sie war zu dieser Zeit in Paris nicht ungewöhnlich. Rossini selbst hat
wenige Jahre später aber das Werk für großes Orchester bearbeitet. Die Komposition mag gegen Ende seines produktiven
Komponistenlebens auch einen persönlichen Bekenntnis-Charakter gehabt haben. Neben unzähligen wunderbaren melodischen
und harmonischen Einfällen zeigen die beiden großen Fugen für Chor und Orchester („Cum sancto spiritu“ und „Et vitam venturi
saeculi“) eine hohe kontrapunktische Kunst. Vielleicht hatte er im Alter ein intensiveres Verhältnis zu den Werken Johann
Sebastian Bachs aufgebaut: Jeder Band der neu erscheinenden Gesamtausgabe von Bachs Werken jedenfalls brachte für Rossini
einen „Tag unvergleichbarer Freude“. Er schreibt zu seiner Arbeit an der Messe: „Ich habe mit Dissonanzen nicht gespart, aber ich
habe auch etwas Zucker verwendet.“ Dieser findet sich gewiss in den Belcanto-Arien der Solisten, z. B. im „Domine Deus“ (Tenor)
und „Quoniam“ (Bass). Die Messe wurde von der Presse und Öffentlichkeit sehr positiv aufgenommen, sie wurde erst nach Rossinis
Tode gedruckt.
Der Lübecker Bach-Chor wirkt gemeinsam mit Mitgliedern der Lübecker Philharmoniker und den Solisten
Andrea Stadel (Sopran), Juliane Sandberger (Alt), Tobias Hunger (Tenor) und N.N. (Bass).