»Pantha rhei«, »alles fließt« – so formulierte Heraklit vor rund 2500 Jahren. Für die Kunst ist die Sentenz getrost als Aufforderung zu verstehen, die Grenzen niemals zu eng zu ziehen, nicht in den berühmten »Schubladen« zu denken und stets neue Perspektiven auf scheinbar Altgewohntes zuzulassen. Denn auch hier ist alles im Fluss, alles in Bewegung, alles auf irgendeine Weise miteinander verbunden. In ihrem zweiten »Multitudes«-Programm spürt die Hamburger Camerata mit Sergey Malov in diesem Sinne dem Komponisten Franz Schubert nach.
Oft als biedermeierlicher »Liederfürst« abgetan, wird die Vielfalt seines Schaffens bis heute unterschätzt. Als Arrangeur fügt Malov dabei den diversen Aufführungsvarianten der »Arpeggione«-Sonate mit seinem Schultercello eine neue Lesart hinzu. Liedern aus der »Winterreise« entlockt er ganz ohne Worte ungeahnte Dimensionen, und auch das hochdramatische, so gar nicht biedermeierliche Streichquartett »Der Tod und das Mädchen« lässt er in neuem Licht erscheinen. Mit dem Stück »Wie der alte Leiermann« des ukrainischen Komponisten Leonid Desjatnikow beweist er schließlich, dass der »Schubert-Fluss« in unserer Gegenwart noch lange nicht versandet ist …
BESETZUNG
Hamburger Camerata Orchester
Sergey Malov Violine, Viola, Violoncello da spalla und Leitung
PROGRAMM
Franz Schubert
Lieder aus der »Winterreise«
Franz Schubert
Sonate für Arpeggione oder Violoncello und Klavier a-Moll D 821 »Arpeggione«
- Pause -
Leonid Desjatnikow
»Wie der alte Leiermann« für Violine und Streichorchester
Franz Schubert / Gustav Mahler
Streichquartett d-Moll D 810 »Der Tod und das Mädchen«