Kammerkonzert der Symphoniker Hamburg
  • Klassik

© J Konrad Schmidt

Dieses Recital erlesenster musikalischer Zweisamkeiten für Violine und Klavier beginnt erstaunlicherweise mit einer Triosonate. Bachs »Sei sounate à cembalo certato è violino solo« sind nach dem Verständnis seiner Zeit dreistimmig angelegt, da über der linken Basshand des Tasteninstruments zwei Oberstimmen, die Violine und die rechte Hand, konzertieren. In der neuartigen Gleichberechtigung des Cembalos gerieten sie gleichsam zu den ersten »klassischen« Duosonaten des Geigenrepertoires. Die Gestaltung der letzten Sonate G-Dur als strahlendem Abschluss der Sammlung fiel Bach nicht leicht: Es existieren drei zwischen 1725 und 1740 gefertigte Fassungen.

Ende 1827 schrieb Franz Schubert für den »böhmischen Paganini« Josef Slavík seine große C-Dur-Fantasie, die mit ihren etwa 25 Minuten Länge für das damalige Publikum eine echte Zumutung darstellte: Das war keine jener gefälligen Salon-Fantasien, mit denen sich jedes musikalisch laue Stücklein betiteln ließ, hier wurde wahre Fantasie herausgefordert, denn Schuberts brillantes Werk kam zwar mit vier sonatensatzähnlichen Teilen, jedoch innerhalb einer freien Gesamtform, die auch Liedzitate und Variationen beinhaltet: Für Brillanz auf allen Saiten war selbstverständlich gesorgt.

Sibelius’ Musik für Hjalmar Procopés Schauspiel »Belsazars Gastmahl« entstand Ende 1906 für kleines Orchester, ihr wurde dann eine viersätzige Konzertsuite nachgearbeitet. Im Nocturne folgen wir dem jüdischen Mädchen Leschanah (jener Frau, die auserwählt war, Belsazar zu töten) in den Palast, wo sie, von anderen Sklavinnen umgeben, Zwiesprache mit den Sternen hält. Die in der Orchesterfassung prominente Flöte funkelt als hellster Stern.



»Ein Komet, der das Universum verwüsten und auf seinem Weg Schrecken und Kolophonium verbreiten wird.« – Mit dem ihm eigenen köstlichen Humor kündigte der 50-jährige Camille Saint-Saëns seinem Verleger 1885 die erste Geigensonate aus seiner Werkstatt an – nachdem er bereits drei Violinkonzerte geschrieben hatte. Der Komet schlug bei Geiger:innen und Publikum gleichermaßen ein und eroberte die Herzen mit feurigem Schweif. Ob allerdings mit dem Pastoralthema aus dem ersten Satz jene »kleine Melodie« gemeint ist, die in Marcel Prousts Romanwerk »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« eine so zentrale Rolle spielt, ließ sich bislang nicht sicher nachweisen. Egal!



William Kroll, amerikanischer Geiger und Komponist, studierte bei Henri Marteau in Berlin und bei Franz Kneisel und Percy Goetschius in New York. Ein Vierteljahrhundert war er Primarius im Kroll Quartet und machte sich als Pädagoge an großen Hochschulen einen Namen. Sein 1945 publiziertes Duo »Banjo and Fiddle« nimmt die amerikanische Folk Music aufs Korn und wurde zum Reißer, da es eins der Lieblingsstücke des Geigers Jascha Heifetz war.

BESETZUNG

Adrian Iliescu Violine

Per Rundberg Klavier

PROGRAMM

Johann Sebastian Bach
Sonate für Violine und Klavier Nr. 6 G-Dur BWV 1019

Franz Schubert
Fantasie für Violine und Klavier C-Dur D 934

Jean Sibelius
Nocture Nr. 3

Camille Saint-Saëns
Sonate Nr. 1 d-Moll op. 75 für Violine und Klavier

William Kroll
Banjo and Fiddle

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