Leon Manoloudakis • Katja Pudor * Richtungen | Schichtungen Ausstellungen

  • Katja Pudor, George Crumb, Black Angels, Thirteen Images from the Dark Land, 2025, Graphitstifte auf Papier, 42 x 59 cm
    © Katja Pudor

Zwei aktuelle Positionen der Zeichnung treffen aufeinander: Katja Pudor und Leon Manoloudakis. Zwei, die kaum weiter voneinander entfernt sein könnten. Das zumindest suggeriert der erste, noch flüchtige Eindruck. Allerdings schon der Blick auf die eingesetzten Mittel und Techniken führt ins Spannungsfeld von Übereinstimmung und Unterschiedlichkeit.

Beide arbeiten geradezu klassisch in der Wahl ihrer Materialien: Bunt- und Bleistift einerseits, Graphit andererseits. Beide auf Papier, allerdings verwenden sie recht unterschiedliche Papierarten: die Eine vorzugsweise möglichst glatte Oberflächen, die den Strich nicht in die Breite führen und somit die Dynamik der Linien unterstreichen; des Anderen bevorzugte Wahl ist eine leicht poröse und strapazierfähige Oberfläche, in die er seine Graphitspuren wirksam einlagern kann.

Leon Manoloudakis schichtet das Graphit Ebene für Ebene aufeinander, immer wieder und immer mehr. Es ist ein langwieriger Prozess ohne Zeitlimit. Wochen, manchmal Monate und unendlich viele Graphitaufträge benötigen seine Werke. Im Ergebnis entstehen Papierarbeiten, denen eine geradezu skulpturale Körperlichkeit eingeprägt ist. Aber lassen wir uns nicht täuschen: Die Blätter bleiben leicht, obwohl sie randvoll gesättigt sind. In ihnen ist Zeit ebenso gespeichert wie die Vielzahl der Zwischenstadien. Das kontemplative Sehen kann von ganz unterschiedlichen Stellen immer wieder einen neuen Anfang nehmen - als streunendes Betrachten eines Kosmos der Grau-Modulationen. Und wenn Manoloudakis final zum Radiergummi greift und äußerst sensibel seine eigenen Setzungen partiell auslöscht, ist das kein Akt der Zerstörung. Vielmehr verweist er auf den Ausgangspunkt des weißen Papiers, eine Reinheit, die gleichwohl nie mehr erreichbar ist. Reste des Graphits bleiben unvermeidlich sichtbar.

Katja Pudor verfolgt einen gänzlich anderen Ansatz. Sie ist die Neugierige, die sich in alle Richtungen suchend bewegt. Ihre energetischen Zeichnungen entstehen in der Auseinandersetzung mit Texten und mit komponierter Musik, rekurrieren auf „gefundenes Kulturgut“. Ihre Arbeiten sind Transformationen des (möglicherweise dem Betrachter sogar vertrauten) Vorhandenen in konsequent subjektive Notationen, aus denen sich Strukturelemente wie Tonart, Rhythmus oder Harmonie nicht mehr präzise lesen lassen. Sie reiht Setzung an Setzung aufs Papier: Punkte, Linien in immer neue Richtungen. Jede Zeichenspur greift in den offenen Raum des Blattes aus, wird überlagert und verdichtet. Paul Klee definierte die Linie als einen Punkt, der spazieren geht. Bei Katja Pudor wird aus dem Spaziergang ein Tanz - ein Tanz der Hände und Finger, ein Wirbeln, dem nur der vorhandene Raum und die vorgegebene Zeit der Komposition Grenzen setzt. Ihre Text-Notationen bestehen aus Worten und Satzfragmenten, die in palimpsestartig geschichteten Gedankenspuren eine vorläufige Form finden. Sie öffnen Räume für assoziatives Denken des Betrachters.

Manoloudakis negiert Punkt und Linie radikal. Es geht ihm um den Raum, um Fläche und Tiefe. Pudor dagegen feiert Punkt und Linie. Aber auch ihr geht es um den Raum, um Weite und Dynamik.

Der grandiose Bildhauer Antony Gormley hat einmal über eine Werkgruppe seiner Papierarbeiten gesagt, sie seien eine Aufforderung, Raum zu spüren. Um nichts anderes geht es in dieser Ausstellung. Wer sich auf die Vielfalt der Richtungen und Schichtungen sensibel einlässt, kann Raum und Klang spüren.

Text: Jochem Fahrnbach

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© mediaserver.hamburg.de / DoubleVision

Galerie Carolyn Heinz

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