Jümmers cool blieven oder Wie man mit Scheintoten in Kontakt tritt und bleibt. Plattdeutsche Komödie in drei Akten
von Winie Abel
Eine Vorschau findet ihr hier.
Können Tote eigentlich telefonieren? Diese Untoten vom Lande haben doch ihre ganz eigene Art, erweisen sich plötzlich als quicklebendig und müssen mit scharfen Messern auf Abstand gehalten werden. Da soll ein fast todsicherer Plan mithilfe eines ehrwürdigen Bestattungsinstituts einem verfahrenen Eheleben voller Zweideutigkeiten zu einer neuen Existenz in der fernen Schweiz verhelfen und wird von der neidischen Wirklichkeit zwischenmenschlicher Tragik vollständig durchkreuzt. Durchgeschüttelt, verschämt, aber auch mit reichlich Genugtuung bleiben Überlebende zurück oder etwa doch nicht. Die bekannte Schürsdorfer LaienschaupielerInnentruppe entführt uns diesmal gekonnt in die turbulenten Verwirrungen vor einer Trauerfeier, in der sich keiner etwas gönnt, aber alle etwas haben wollen. Ein bizarrer zeitgenössischer Bilderbogen für Humor besaitete Anhänger liebenswerter dörflicher Charaktere.
Dem allzu sorgenvollen Bestatter Gerd Speck (Manfred Zippler) und seiner oft patenten Gattin Verona (Anne Steiding) kommt der unverhoffte Todesfall des witzelnden Lackfabrikanten Udo Kemp (Hans-Jörg Conzelmann) gerade recht zu passe, um endlich wieder Geld in die Kasse zu spülen. Dieser Routine-Auftrag scheint aber nur kurze Zeit normal und läuft schnell aus dem Ruder. Eine trinkselige Gerichtsvollzieherin Frau Steckblööd (Rita Knust) droht schon vorher zu pfänden. Udos Witwe Roswitha (Conny De Vane) kommt kaum dazu in Ruhe eine pompöse Bestattungsfeier für ihren toten Mann abzusprechen, und Udos Möchtegern-Einzige-Geliebte Rita (Monika Wünsch-Hoffmann) kann gar nicht fassen, dass ihre große Liebe vorbei sein soll, als sie bei Kegelschwester Verona eher beiläufig von Udos Tod erfährt. Schnief. Die aufmüpfige Bestattertochter Paula (Birgit-Erler-Lauerwald) und ihre abgeklärte Freundin Melanie (Kirsten Bernhardt) – beide stets im düsteren Friedhof-Outfit - wollen auf dem angesagten dörflichen Gothics-Treff alldieweil mal was richtig aufregendes krachen lassen und entführen flugs Udos Leiche nächtens aus der Kühlkammer des elterlichen Unternehmens. Kein Wunder, dass Gerd da panisch ausrastet, weil er jetzt die falsche Leiche im Krematorium befürchtet, Verona bei allem zunächst nur Bahnhof Pönitz versteht und der Tote Udo verständlicherweise ziemlich unruhig wird, als es ihm wiederholt an die Wäsche geht... Dann bringt ein Arzt sogar noch Bargeld vorbei, Frau Gerichtsvollzieherin darf also zufrieden abziehen und die Gothics sprechen mit einem Toten – meinen sie jedenfalls.
Last but not least kommen noch ein Engel (Heike Krause) und der Teufel (Martina Baginski) auf die Bühne. Bewährte Technik: Stefan Dünnwald und unverzichtbare Souffleuse: Ute Golz.
Wann und wo wird gespielt? 11 Aufführungen gibt es freitags und samstags im Oktober und November bis zum 22.11., immer im Dorfgemeinschaftshaus Schürsdorf Bövelstredder 2a. Beginn der Vorstellung: 19:00 Uhr, Einlass um 18:00 Uhr. Premierenabend ist Samstag, der 18.10.. Beachte, Tickets sind schneller vergriffen als Du denkst und frühzeitiges Erscheinen am Vorstellungstag sichert nicht nur Wunschplätze, sondern bietet Gelegenheit, die leckeren und beliebten kulinarischen Schmankerln (Schmalzbrote, Würstchen usw.) und die dargebotene Getränkeauswahl ausführlich zu genießen.
Wo gibt es die Eintrittskarten? Für die diesjährige einmalige Kondolenzspende von schlappen 15,-- € pro Person können Anteilnahmen wie gehabt eingetauscht werden: beim Blumen-und Pflanzenmarkt E. Rahlf und Söhne in Schürsdorf und im Getränkeshop Thomas Schlimmermann in Pönitz.
In Schürsdorf spielen alle SchauspielerInnen immer auf Augenhöhe. Da werden ZuschauerInnen in die stimmungsvollen Szenen hineingezogen. Das Ensemble vom Musik- und Comedytheater setzt alles daran, einen tollen Abend zu bieten.
Das neue Stück: „Chaos im Bestattungshaus“ von der oft gespielten und sehr erfolgreichen Autorin Winnie Abel passt gut in die plattdeutsche Theaterwelt und die Traditionen der Schürsdorfer. Die gefragte Autorin sagte einmal: „ Jede Rolle - egal wie groß oder klein sie ist - hat einen unverwechselbaren Charakter, lustige Eigenheiten und es macht Spaß, sie auf der Bühne mit Leben zu erwecken.“ Seit mehr als fünf Jahrzehnten ist niederdeutsches Laienspiel fester Bestandteil der herbstlichen Nachsaison im Hinterland unserer Ostseegemeinde. Wenn Sie das noch nicht erlebt haben, lassen Sie sich unbedingt einmal davon anstecken!