Was man von hier aus sehen kann

• Theater

Mariana Leky siedelt die großen Themen Liebe und Tod in einem kleinen Dorf an. Im Zentrum Großmutter Selma. Immer mal wieder träumt sie vom exotischen Giraffentier Okapi. Und dann stirbt ein Mensch binnen eines Tages. Die beste Zusammenfassung der Situation gibt die Erzählerin Luise selbst: „Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt. Mein bester Freund ist gestorben, weil er sich an eine nicht richtig geschlossene Regionalzugtür gelehnt hat. Immer, wenn meine Großmutter von einem Okapi träumt, stirbt hinterher jemand. Mein Vater findet, dass man nur in der Ferne wirklich wird, deshalb ist er auf Reisen. Meine Mutter hat einen Blumenladen und ein Verhältnis mit einem Eiscafébesitzer, der Alberto heißt. Der Optiker liebt meine Großmutter und sagt es ihr nicht. Ich mache eine Ausbildung zur Buchhändlerin.“ So erklärt sich Luise gegenüber einem jungen Buddhisten, der überraschend im Dorf auftaucht – und sich anschickt, „das ganze großflächige Leben“ umzukrempeln…

Nur zwei Darsteller braucht es, ein paar Bierbänke, eine Leine mit altmodischer weißer Wäsche, um ein Dorf zu erzählen, in dem es wimmelt von skurrilen Gestalten. Hinreißend humorvoll und ironisch gelingt es Gilla Cremer und Rolf Claussen das Dorf zum Leben zu erwecken. Sie lassen das Plädoyer für die unbedingte Anwesenheitspflicht im eigenen Leben, für die Konzentration auf das Wesentliche, für Mitmenschlichkeit, für das Miteinander, die Schwere und Leichtigkeit im Leben lebendig werden. Die liebevolle, fast märchenhaft schöne Atmosphäre des Buchs wird in dieser Inszenierung unter der Regie von Dominik Günther erlebbar.

Der Hospizverein Ahrensburg, der seit 26 Jahren in Stormarn Menschen in der letzten Lebensphase und deren Angehörige begleitet, bringt mit dieser Veranstaltung wieder ein Thema auf die Bühne und in die Öffentlichkeit, das zum einen das Leben feiert, den Tod und den Abschied aber nicht ausklammert – seit 2013 regelmäßig in Kooperation mit dem Kleinen Theater Bargteheide.